Gummiköder mit Salz – warum, wieso, weshalb?

[Werbung] Quasi dauernd liest man beim online und offline Ködershopping die Aufschrift “Salt Injected” oder ähnliche verkaufsfördernde Schlagworte. Ziel der Hersteller ist ohne Frage eine Verkaufssteigerung. Diese kann man entweder durch eine Verbesserung des Produktes oder durch geschicktes Marketing erreichen. Um welche der beiden Möglichkeiten handelt es sich beim Salz in den Gummiködern?

Kunstköder mit Salz

Salz macht den Unterschied!

Es sei vorweggenommen, dass das Vorhandensein oder das Weglassen von Salz tatsächlich einen großen Unterschied macht! Das sagt sich so leicht daher, ist aber auch logisch ganz klar nachvollziehbar. Welche Unterschiede das Salz tatsächlich macht erkläre ich gerne!

Geschmackserlebnis bei salzigen Ködern

Heiß diskutiert wird ob Fische durch das Salz im Köder angezogen werden oder nicht. Hier scheiden sich die Geister! Ob man tatsächlich mehr Bisse bekommt, weil die Fische vom Salz angezogen werden, oder ob das auf die veränderten Eigenschaften des Köder – die ich gleich erkläre – zurückzuführen ist, ist eine Frage der persönlichen Überzeugung.

Fakt ist jedoch, dass das Salz den Geschmack nach Mensch und Chemie überdeckt. Ein Fisch der den Köder bereits im Mund hat, schmeckt das Salz im Köder und nicht die Hand des Anglers. Das habe ich persönlich getestet! Wer, wie ich, zum Beispiel schon in einem Köder von Keitech, reins, Noike oder Bait Breath gebissen hat, kann diese Beobachtung auf jeden Fall bestätigen. Salz ist definitiv der dominante Geschmack im Mund und das bleibt er auch ziemlich lange.

Kunstköder mit Salz

Riechen kann man das Salz im Köder allerdings nicht wirklich. Was man da riecht ist bestenfalls ein Bait Scent. Das gehört allerdings nicht zum Thema Salz und ist eine komplett andere Baustelle.

Veränderte Eigenschaften durch Salz

Grundsätzlich verändert Salz nicht nur die geschmacklichen, sondern auch die physikalischen Eigenschaften von Gummiködern ganz massiv. Ob die neuen Eigenschaften erwünscht sind oder nicht liegt immer im Auge des Betrachters.

Salz hat eine höhere Dichte als Gummi. Dadurch ist das Gewicht von Ködern, bei gleicher Größe, je höher desto mehr Salz in der Gummimischung  enthalten ist. Dieses zusätzliche Gewicht hat mehrere Auswirkungen.

Kunstköder mit Salz

Wie viel Salz in manchen Köder ist, sieht man erst wenn man sie aufschneidet oder zwischen den Fingern dreht. Den Gary Yamamoto – Candle Tail mit abgebissenem Schwanz habe ich nur ein paar mal zwischen den Fingern gedreht. Wenn man das tut kommt das Salz an die Oberfläche.

Wurfweite durch Salz

Zum einen lässt sich ein gesalzener Köder, ohne Zusatzgewicht, deutlich weiter werfen als ein ungesalzener. Mehr Gewicht bei gleicher Größe sorgt ganz klar für ein Plus an Wurfweite. Das ist besonders dann wichtig wenn man mit einem Weightless Rig angeln möchte.

So ein unbeschwerter Köder ist in den Sommermonaten eine absolute Macht, wenn er zwischen den Wasserpflanzen gezupft oder gejerkt wird. Bei zu geringer Wurfweite kann man die attraktivsten Stellen aber oft nicht erreichen. Also ist das Salz im Köder hier eine absolute Hilfe.

Kunstköder mit Salz

Veränderte Sinkrate durch Salz

Zum anderen verändert sich auch die Sinkrate des Köders. Je mehr Salz im Köder enthalten ist, desto schneller sinkt er in der Wassersäule nach unten.

Bei manchen Ködern ist es absolut wichtig, dass sie mit einer gewissen Geschwindigkeit durch die Wassersäule fallen. Erst ab einer bestimmten Sinkgeschwindigkeit kommt ihre Eigenaktion, durch den Wasserwiderstand, zum Tragen.

Aufgrund dieser physikalischen Tatsachen kann man zum Beispiel einen deutlichen Unterschied sehen, wenn man sich untersucht wie unterschiedlich ein Yamamoto Senko (viel Salz) und ein YUM Dinger (weniger Salz) sinken. Das gilt natürlich nicht nur für klassische Stickbaits, sondern auch für andere Köderarten.

Kunstköder mit Salz

Wer einen auftreibenden oder extrem langsam sinkenden Köder bevorzugt, sollte einen Köder ohne oder mit nur ganz wenig Salz kaufen. Je weniger Salz der Köder hat desto niedriger ist die Dichte und desto stärker wirkt sich der natürliche Auftrieb auf den Köder aus.

Optik, Textur und Haltbarkeit

Es gibt sehr feines, pulverförmiges Salz und Salz das aus unterschiedlich groben Körnern besteht. Beide Arten von Salz erhöhen die Dichte der Gummimischung. Die optischen und haptischen Eigenschaften sind jedoch unterschiedlich.

Das Pulversalz macht die Farbe des Köders matter, verändert die Textur des Köders aber nur unmerklich. Das gröbere Salz lässt den Köder nicht matt erscheinen verändert aber die Textur maßgeblich. Wenn man einen Köder mit viel grobem Salz zwischen den Fingern oder den Lippen zusammendrückt hat man schon fast ein Crunchy Erlebnis. Mein Angelbuddy Simon hat das Mundgefühl als das von brechenden oder knackenden Bauchgräten eines Kleinfisches beschrieben.

Je mehr Salz in einem Köder verarbeitet ist, desto weniger zäh und widerstandsfähig ist die Gummimischung. Aus diesem Grund sind viele der modernen High-Tech Gummis aus dem JDM und USDM Markt deutlich schneller vernichtet, als zum Beispiel ein klassischer Kopyto. Das Extra an Geschmack, Gewicht und Beweglichkeit hat eben auch seinen Preis.

Kunstköder mit Salz

Köder ohne Salz sind prinzipiell zäher und haltbarer. Da sich das Salz und das Gummi nicht wirklich vermischen, sondern die einzelnen Salzteilchen in der Gummimischung nur im Kunststoff “herumliegen” wird die Widerstandsfähigkeit vermindert. Die vielen “Löcher” im Gummi, in denen das Salz liegt, sind Schwachstellen im Köder. Wer einmal einen Köder im Wasser findet, der stark gesalzen ist – oder in diesem Fall war – kann das sehen.

Fine Tuning durch Salz

Mittlerweile haben Firmen schon wesentlich ausgetüfteltere Möglichkeiten entdeckt ihre Köder mit Salz zu tunen. Wir sind längst über die simple Frage nach Salz oder nicht Salz hinaus. Die Hersteller spielen sich nicht nur mit dem Salzgehalt eines gesamten Köders, sondern sogar mit unterschiedlichen Salzanteilen in verschiedenen Teilen eines Köders.

Ein höherer Salzanteil im Bauchbereich des Köders und ein geringerer im Rückenbereich sorgt dafür, dass sich der Köder nicht auf den Rücken drehen kann. Er hat immer die perfekte Schwimmposition. Der Sexy Impact ist zum Beispiel nur im unteren Bereich gesalzen. Mehr Salz im Körper und wenig Salz in den Scheren sorgt dafür, dass ein Krebs immer schön in Abwehrstellung steht.

Keitech - Sexy Impact

Andere Köder haben eine zähe und widerstandsfähige “Außenhaut” aus wenig gesalzenem Gummi. Im inneren des Köders befindet sich einen gut geschützte und extrem gesalzene Mischung. Dadurch erreicht man das hohe Gewicht eines Baits mit viel Salz, umgeht aber gleichzeitig die Probleme mit der mangelhaften Haltbarkeit, die eine extrem gesalzene Mischung unweigerlich mit sich bringt.

Kunstköder mit Salz

Fazit der salzigen Geschichte

Wie in diesem Artikel erklärt verändert das Salz oder auch fehlendes Salz viele Eigenschaften eines Köders. Wenn man sich die Grundlagen merkt und sich überlegt wie man einen Köder einsetzen möchte, fällt die Wahl in Zukunft leichter. Ob viel oder wenig Salz hängt von den persönlichen Vorlieben und dem geplanten Einsatzgebiet ab. Im großen Dschungel der Möglichkeiten findet sich eigentlich immer ein Bait mit passendem Salzgehalt.

Persönlicher Erfahrungsbericht zum Thema Salz

Vor kurzem hat mich ein E-Mail mit einem sehr ausführlichen Kommentar zu diesem Artikel erreicht. Da ich diesen Kommentar für sehr lesenswert halte, habe ich nachgefragt, ob ich ihn für dich veröffentlichen darf. Da dies bejaht wurde, kannst du jetzt den schönen und informativen Kommentar von P. Meyer aus der Schweiz auch genießen:

Ich stelle mittlerweile Gummiköder selber her und habe zwei Gümmiwürmer mit gleicher Farbe und gleicher Form getestet, als die Barsche sehr gut über eine längere Zeit gefressen haben. Ich habe während dieser Phase auch immer wieder die Würmer getauscht um sicher zu gehen, dass der zeitliche Aspekt dieser Fressphase keine Rolle spielt. Ich habe ganz deutlich viel mehr Bisse auf den gesalzenen Köder gehabt und was noch entscheidender ist, der Salzköder wurde kaum noch losgelassen, ja sogar teilweise hinuntergeschluckt und bei Fehlbissen wieder attackiert, während der ungesalzene Köder relativ schnell wieder ausgespuckt wurde.

Es ist möglich, dass die höhere Bissquote aufgrund des anderen Laufverhaltens (wie sie sagen ist der gesalzene Köder schwerer) erfolgt, aber dass der Köder inhaliert wird, hat für mich klar mit dem Geschmack (oder zumindest der Überdeckung ungeliebter Parfüms durch das Salz) zu tun. Yamamoto Köder waren deshalb schon seit über acht Jahren immer ein Renner bei mir gewesen und schlagen nach wie vor meine eigenen Köder immer noch deutlich. Es ist nämlich gar nicht so einfach mit simplen Methoden ein grobkörniges Salz (meiner Meinung besser als fein, da die Farbe transparent bleibt) gut in der Gummimischung zu verteilen, weil das Salz im flüssigen Gummi sofort nach unten sinkt. Es ist meiner Meinung nach auch wichtig, dass der Köder wirklich richtig stark gesalzen ist. Man kann fasst schon sagen: Je mehr desto besser sofern die Laufeigenschaften nicht schlechter dadurch werden.

Es gibt auch ein paar Artikel über den Geschmackssinn von Fischen, der außerordentlich stark (viel stärker als beim Menschen) ausgeprägt ist.

Ich denke, dass es sehr entscheidend ist, dass Salz schnell im Wasser diffundiert und so schon schnell in einer Umgebung des Köders messbar ist.

Vielen Dank und Liebe Grüße, P. Meyer

Andere Artikel zu Thema

Auch bei Lurenatic, dem Importeur der berühmten Noike Softbaits, gibt es einen sehr detaillierten Artikel zu diesem Thema. Der Artikel Salz und Aroma bei Gummiködern – wirklich nur „Geschmacksverstärker“? bietet weitere interessante Einblicke in dieses Thema. Wer Videos bevorzugt kann sich das Video Salz und AROMA bei Gummiködern – Frag Lurenatic #1 ansehen.


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