Das Wurfgewicht einer Baitcaster richtig einschätzen

[Werbung] Oft ist es, gerade für Anfänger, nicht einfach, das Wurfgewicht einer Baitcaster richtig einzuschätzen. Woher soll man wissen, mit welchen Wurfgewichten eine Baitcaster klar kommt und ab wann sie überfordert ist? Ist es möglich einzuschätzen, ob die Angaben auf diversen Webseiten, realitätsnah sind? Muss man sich Sorgen machen?

Es herrscht – nicht ganz grundlos – eine gewisse Verwirrung, weil die Webseiten von Shops und Vertrieben auf der ganzen Welt teilweise extrem unterschiedliche Wurfgewichte für dieselbe Baitcaster angeben.

Ein aktuelles Beispiel ist die Daiwa Tatula TW 100 aus dem Jahr 2023. Daiwa Deutschland gibt das Wurfgewicht auf ihrer Website mit “eignet sich insbesondere für Ködergewichte von ca. 7 g bis 35 g” an. Daiwa Japan gibt das Wurfgewicht auf ihrer Webseite aber mit 5 g bis 110 g an. Auch wenn Daiwa Deutschland nicht sagt, dass nur Köder bis 35 g gehen, sondern den ihrer Meinung nach idealen Bereich angeben, kann so ein Unterschied durchaus für Unsicherheiten beim Kunden sorgen.

Wie soll man jetzt das Wurfgewicht einer Baitcaster einschätzen? Gibt es einen Weg, wie man, unabhängig von teilweise verwirrenden offiziellen Angaben, irgendwie abschätzen kann, ob eine Baitcaster für ein gewisses Wurfgewicht geeignet ist?

Minimales Wurfgewicht einschätzen

Das minimale Wurfgewicht einer Baitcaster einzuschätzen ist oft nicht ganz einfach und meiner Meinung nach die schwierigere Schätzung als nach oben hin. Nach unten hin sind ein oder zwei Gramm schnell ein Unterschied von bis zu 50 Prozent.

abugarcia zenon LTX 2594 2

Prinzipiell kann man es ein bisschen von der Schnurfassung und den Spulengewichten abhängig machen. Jede Baitcaster die unter 3 g werfen soll, sollte nicht mehr als 9 g Spool Weight haben. Aber es gibt auch hier immer wieder Ausreißer nach oben und unten. Zum Beispiel überrascht die ABU Garcia Zenon LTX trotz 10,5 g Spulengewicht ohne Kugellager mit erstaunlichen Wurfweiten hinunter bis zu 2,5 g.

Wenn eine Spule zu tief ist und dadurch viel zusätzliches Gewicht durch die Schnurfassung dazukommt, wird es nach unten hin natürlich auch schwierig. Für die ganzen BFS Baitcaster gibt es aber relativ verlässliche Werte, da es hier eine Menge Leute gibt, die ganz gezielt auf das kleinstmögliche Wurfgewicht fixiert sind, das Testen und ihre Meinungen veröffentlichen.

shimano aldebaran bfs 22 5528 2

Mit 7 g und mehr kann fast jede Standard Baitcaster umgehen. Bei richtig großen Rollen mit riesigen Spulen und gewaltiger Schnurfassung ist das dann natürlich noch einmal eine andere Geschichte. Da muss man sich dann halt immer überlegen, ob es logisch ist, dass eine Spule mit 300 m 0,31 mm Schnur und einer leeren Spule mit 20 g für 10 g Köder geeignet ist.

Aber wie bereits erwähnt, gibt es nach unten hin oft sehr gute Einschätzungen von diversen unabhängigen Webseiten, YouTube Kanälen und Forum Posts, die sich ganz gezielt damit beschäftigen. Das große Problem liegt eher bei den Angaben nach oben hin, weil man da dann auch schnell mal Angst hat, etwas kaputt zu machen.

Maximales Wurfgewicht einschätzen

Ganz prinzipiell kann man sagen, dass die Angaben bei deutschsprachigen Shops und Vertrieben immer sehr auf der sicheren Seite sind. Es ist ein Fakt, dass man Baitcastern in unserem Sprachraum viel zu wenig zutraut und sehr zimperlich mit ihnen umgeht.

Wenn man sich ansieht, was Japaner ihren Shimanos in der 100er Größe zumuten, wird wohl so manchem Angler bei uns schlecht. Auch die kleineren Daiwas und Abus werden für unser allgemeines Verständnis regelmäßig sehr gequält. In Japan wird prinzipiell gerne mit eher dünnen Schnüren und fein abgestimmtem Gerät geangelt.

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Bei den US Marken 13 Fishing und Lew’s sehen wir in Videos und Artikeln weniger häufig Leute, die ihre Baitcaster in unseren Augen quälen, weil in diesem Markt oft sehr viel Wert auf dicke Schnur gelegt wird und übertrieben kräftige Modelle bevorzugt werden. Man will oft den Fisch in Sekunden aus dem Cover ins Boot zwingen und angelt mit komplett geschlossenen Bremsen. Dementsprechend fallen dann auch Baitcaster aus.

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Ich vermute, dass hinter den sehr vorsichtigen Angaben bei uns der Versuch steckt, möglichst wenig Garantie Fälle zu produzieren. Wobei ich sagen muss, dass ich noch nie das Getriebe einer Baitcaster mit zu schweren Ködern verwürgt habe. Gibt also der Deutsche Vertrieb einer der bekannten Baitcaster Hersteller ein Obergewicht an, ist dieses meistens noch im sehr sehr sicheren Wohlfühlbereich.

Man kann zum Einschätzen des maximalen Wurfgewichts einer Baitcaster eine Faustregel anwenden, die aber nur eine grobe Richtlinie und keine Garantie darstellt. Das Wurfgewicht einer Baitcaster kann man nach oben hin im großen und ganzen an der Schnurfassung festmachen. Wenn eine Baitcaster genügend ausreichend dicke Schnur aufnehmen kann, um zum Beispiel einen 100 g schweren Swimbait vernünftig und verantwortungsvoll anzubieten, dann kann die Baitcaster das Wurfgewicht auch auf Dauer aushalten.

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Den Baitcastern darf ruhig etwas zugetraut werden. Sie sind meistens deutlich stabiler gebaut und können größere Belastungen ohne Probleme wegstecken, als wir ihnen zutrauen. Wenn man bei eher kleinen Rollen dann noch auf ein Getriebe aus  Messing oder Stahl setzt, weil man bei Aluminium ein schlechtes Gefühl hat, dann ist man auf der sicheren Seite. Die Okuma Komodo SS 273 LX hat zum Beispiel ein Stahlgetriebe und kann in der kleinsten Größe locker mit 150 g Glidebaits umgehen.

okuma komodo ss 4169

Besonders wenn man kleinere Hände hat und sich eine große Rolle unangenehm anfühlt, ist es schön, die Gewissheit zu haben, dass man die dicken Dinger in den allermeisten Fällen überhaupt nicht braucht. Es gibt wohl keine Baitcaster von einem bewährten Hersteller die bei einer Schnurfassung von 100 m 0,31er Schnur nicht mit einem 80 g oder gar 100 g Swimbait oder Glidebait überfordert ist.


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